Eins, zwei, Polizei (Kastanienallee)
Prenzlauer Berg am 25. November 2010: »Am heutigen Morgen, gegen 04:00 Uhr, beschwerten sich mehrere Bürger unabhängig voneinander telefonisch bei der Polizei, dass die Ampelanlage in der Kastanienallee/Schönhauser Allee laut mit den Passanten spricht.«
Wir staunten nicht schlecht, als gestern diese polizeiliche Nachricht bei uns eintraf. Sprechende Ampelanlagen, was für ein geniales Kommunikationskonzept! Warum sind wir nicht früher darauf gekommen? Nirgends verbringt man so viel ungenutzte Wartezeit wie an Berliner Fußgängerampeln. »Über den Lautsprecher wurden Bürger über gesundheitliche Themen (Schutz vor AIDS) informiert«, heißt es weiter unten in dem Schreiben. Na also. Was kann einem besseres passieren?
Aber offenbar gab es da ein irritierendes Moment: »Beim Eintreffen der Polizei stellten die Kollegen gegenüber der Kastanienallee 3, am Lichtmast Nr. 4, fest, dass in einer Höhe von ca. 3 Meter eine Steckdose provisorisch montiert war.« Hoppla. Stromklau etwa? Zur Aufklärung über gesundheitliche Themen? Aber damit nicht genug: Auf einem Schild in Höhe von 2,5 Metern »war zudem der Spruch ›Liebes Virus, du hast mir jetzt Durchfall gegeben, ich esse gegen den Durchfall an …‹ aufgedruckt.«
Autsch, das geht natürlich gar nicht. Da kann die Ampel noch lange zu den Passanten über gesundheitliche Themen sprechen. Wenn die dann so was zu lesen bekommen, ist die ganze Aufklärung im Eimer. Folgerichtig: »Um 05:10 Uhr wurde durch einen Mitarbeiter der Firma Alliander Stadtlicht GmbH die Anlage demontiert und durch Polizeibeamte auf dem Abschnitt 15 sichergestellt.« Gut so! Und sollten Sie weiteren sprechenden Ampeln begegnen, zögern Sie bitte nicht, sofort die Polizei zu informieren!
Die konfiszierte Hörstation wurde uns unterdessen mit vielen Entschuldigungsworten wieder ausgehändigt. Selbstverständlich dürfen wir sie am gleichen Ort wieder installieren. Denn es ist alles amtlich bewilligt und bescheinigt und von einer Lärmbelästigungsklage war gar nie die Rede. Möglicherweise fehlt es bei manchen Behörden einfach an einem ausgereiften Kommunikationskonzept. Wir hätten da eine Idee …